Was man unter einer Ergotherapie versteht

Bei einer Ergotherapie handelt es sich um eine anerkannte medizinische Therapieform. Mithilfe von beschäftigungs- und arbeitstherapeutischen Methoden unterstützt sie kranke oder verletzte Menschen, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind, bei der Bewältigung ihres Alltags. Therapieziel ist es, das Leben wieder eigenständig gestalten zu können. Durch gezielte Übungen soll die größtmögliche Selbstständigkeit im beruflichen, schulischen und häuslichen Bereich wiederhergestellt werden. Diese Therapieform wird des Weiteren bei Erkrankungen, die mit psychischen, neurotischen oder psychosomatischen Störungen einhergehen, oder zur Rehabilitation von Suchterkrankungen durch Alkohol, Medikamente, Drogen angewendet. Verwandte Therapieformen sind die Arbeits- und Physiotherapie.

Wie funktioniert Ergotherapie?
Im Unterschied zur funktionsorientierten Physiotherapie, die sich ausschließlich mit körperlichen Beschwerden befasst, behandelt die Ergotherapie den Körper ganzheitlich und handlungsbezogen. Dabei werden sowohl psychologische als auch soziale Aspekte in die Therapie integriert. Abhängig von der jeweiligen Beeinträchtigung werden praktische Fertigkeiten für Alltag (z. B. Einkaufen und Kochen), Schule, Beruf oder Freizeit trainiert und durch gezielte Bewegungs- und Wahrnehmungsübungen unterstützt. Ergotherapeutische Behandlungen zählen zu den ärztlich verordneten Heilmitteln. Der behandelnde Facharzt, Hausarzt oder Allgemeinmediziner stellt hierfür ein entsprechendes Rezept aus. Die Behandlungsmethode ist von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannt. Bei einer ärztlichen Verordnung werden die anfallenden Kosten übernommen. Üblicherweise werden zehnmal jeweils 30-60 Minuten dauernde Heilbehandlungen verordnet. Falls nötig, können danach weitere Behandlungen verordnet werden. Erfahrungsgemäß sollten ein- bis dreimal pro Woche Behandlungstermine vereinbart werden.

Wann ist Ergotherapie sinnvoll und welche Behandlungsmethoden gibt es hierbei?
Ergotherapeutische Maßnahmen können unterstützend in der Pädiatrie, Neurologie, Orthopädie, Traumatologie, Rheumatologie, Geriatrie und Psychiatrie eingesetzt werden. Insbesondere bei älteren Menschen mit Beeinträchtigungen des menschlichen Stütz- und Bewegungsapparats, Krankheiten des Zentralen Nervensystems oder akuten und chronischen Erkrankungen im Bereich der Inneren Medizin kann eine begleitende ergotherapeutische Behandlung sinnvoll sein. Auch in der Kinderheilkunde (Pädiatrie) leistet diese Therapieform gute Dienste. Des Weiteren können ergotherapeutische Maßnahmen nach einem Schlaganfall bei Schädel-Hirn-Verletzungen, Querschnittlähmungen, Multipler Sklerose oder Parkinsonsyndrom indiziert sein. Menschen mit Suchterkrankungen oder neurotischen oder psychosomatischen Störungen können ebenfalls davon profitieren. Die ergotherapeutische Behandlungspalette ist jedenfalls weit gefächert. Es gibt vier standardisierte Therapiemethoden. Die funktionsorientierte Methode arbeitet mit manuellen Therapien, Weichteiltechniken, Dehnmethoden, (z. B. PNF), Fascientechniken (auch geräteunterstützt) sowie Schall- und Ultraschallbehandlung, um motorische Funktionen zu erhalten, zu steigern oder wiederherstellen. Die kompetenzzentrierte Behandlung beschäftigt sich mit Übungen aus dem Alltag und dem Freizeitbereich, um verloren gegangene oder nicht vorhandene Fähigkeiten herzustellen. Emotionale Beeinträchtigungen, Defizite bei der Selbst- und Fremdwahrnehmung und Verhaltensauffälligkeiten und Störungen in der Kommunikation werden mit der ausdruckzentrierten Methode therapiert. Diese nutzt verschiedene kreativ-gestalterische Ausdrucksmittel wie z.B. Kunst oder Musik. Die interaktionelle Methode schult schließlich die Auseinandersetzung in der Gruppe.

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